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Abhyanga - pure Selbstliebe

Bei uns wird der Begriff Abhyanga meist benutzt, wenn man von der ayurvedischen Selbstmassage spricht. Auch das ist natürlich Abhyanga, aber hinter dem Begriff steckt noch viel mehr. Darum möchte ich mich heute mal mit der ayurvedischen Ölmassage beschäftigen.

 

Shodana Chikitsa

 

Die Ölmassage, Abhyanga, gehört zu den ayurvedischen Reinigungstherapien, welche auf Sanskrit mit dem Oberbegriff Shodana Chikitsa bezeichnet werden. Die wohl bekannteste dieser Reinigungstechniken ist Panchakarma (fünf Handlungen). Aber hierauf möchte ich zu einem anderen Zeitpunkt eingehen. 

Bevor man sich den wirklichen Reinigungstechniken wie zum Beispiel den ayurvedischen Einläufen zuwenden kann, erfolgen erst die Vorbereitungsmaßnahmen zur Reinigung, die als Purvakarma bezeichnet werden. Eine dieser vorbereitenden Handlungen ist Snehana, also die Behandlung mit Öl. Hier wird nun wieder unterscheiden zwischen der inneren Behandlung mit Öl und der äußeren Behandlung mit Öl. Wiederum eine Technik der äußeren Behandlung mit Öl ist nun Abhyanga, also die Ganzkörper-Ölmassage. 

 

Nicht nur eine Massage für den Körper

 

In Indien bezeichnet man Abhyanga auch als Massage der reinen Liebe. Es geht bei der Massage nicht nur um die Auswahl des richtigen Öls mit den richtigen Zusatzstoffen, sondern auch um die richtige Haltung, mit der sie gegeben wird. Dies sollte eine Haltung des offenen Herzens und der Hingabe sein. So erreicht die Massage nicht nur den Körper um hier die Dosahs zu harmonisieren, sondern auch Geist und Seele. 

Snehana bedeutet auf Sanskrit nicht nur Öl, sondern auch Zärtlichkeit oder Präsens. 

 

Technik 

 

Bevor es zur Technik kommt stellt sich erstmal die Frage des passenden Öls. Generell kommt bei der Abhyanga reichlich Öl zur Anwendung, je nach Körpergröße um die 250 ml. Es gibt medizinische Öle für spezielle Erkrankungen, aber generell wird das Öl für Abhyanga entsprechend der Grundkonstitution (Prakruti) und aktuellen Konstitution (Vikruti) ausgewählt. Kennst du diese Begriffe noch nicht? Dann melde dich doch für meinen Newsletter an und erhalte mein Ayurveda-Ebook für den Einstieg ins Ayurveda als Geschenk. 

Passende Öle sind:

Vata - Sesamöl

Pitta - Sonnenblumen-, Kokos-, Niemöl

Kapha - Sesam-, Mais-, Senf-, Leinsamenöl 

Es gibt drei Hauptkategorien von Abhyanga.

Soumya Abhyanga - weiche oder leichte Massage (empfohlen für Vata-Typen)

Madhyama Abhyanga - mäßige Massagen (empfohlen für Pitta-Typen) und

Kathina Abhyanga - harte oder tiefe Massage (empfohlen für Kapha-Typen).

Traditionell wir Abhyanga von 2 Masseuren durchgeführt. Der Patient liegt auf dem Rücken und der eine Masseur beginnt mit der Massage am Kopf, der andere an den Füßen. Dann arbeiten beide Masseure auf je einer Körperseite des Patienten synchron und mit gleichem Druck. Die Masseure beginnen an den Fußsohlen und arbeiten sich über die Knöchel zu den Waden und Knien, dann die Beine Hinauf zum Gesäß. Dann beginnen sie mit den Händen, Unter- und Oberarmen. Dann folgen Schulter-, Brust- und Bauchbereich. Dann dreht sich der Patient um und die Massage wir an Rücken, Wirbelsäule, Schultern und Nacken fortgesetzt. Zuletzt werden nochmal der Kopf und die Füße massiert. 

 

Wirkung

 

Abhyanga beruhigt vor allem Vata-Dosha, ist aber auch für alle anderen Doshas wohltuend. Es besänftigt die Doshas, fördert Stärke und Kraft, sowie Entspannung und tiefen Schlaf. Zudem verbessert es das Gewebewachstum. Daher verzögere es das Altern. Auch bei Schmerzen ist Abhyanga hilfreich. Bei Hautverletzungen können spezielle medizinische Öle wirken. 

Man geht davon aus, dass die Massage pro Tag eines der Körpergewebe durchdringt. Im Ayurveda gibt es sieben Körpergewebe, daher wird empfohlen, dass Abhyanga an sieben aufeinander folgenden Tagen durchgeführt wird, um seine volle Wirkung zu entfalten.  

 

Selbstmassage

 

Abhyanga kann in Form der Selbstmassage auch Teil deiner täglichen Routine sein. Hier wird empfohlen sich jeden Morgen mit dem für das vorherrschende Dosha passende Öl (s.o.) zu massieren. Das Öl vorher leicht erhitzt werden. Während dessen kannst du dir einen Moment der Ruhe gönnen, vielleicht mit einer kurzen Meditation oder Atembeobachtung. Du beginnst mit der Massage am Kopf und arbeitest dich langsam runter zu den Füßen. Vergiss deine Ohren nicht. Zuletzt gibt man einen Tropfen Öl in jedes Ohr und in beide Nasenlöcher. Eine ausführliche Anleitung zur Selbstmassagen findet du unter diesem Link auf der Seite der Rosenberg-Akademie. Nachdem du das Öl für 5-10 Minuten hast einwirken lassen, solltest du es unter warmem Wasser abduschen. 

Das wirkt jetzt sicherlich erstmal ziemlich abschreckend, da es natürlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich geb zu, dass ich es auch nicht wie empfohlen jeden Morgen tue. Mein Tag beginnt um 5:30 h und ich verlasse um 7:00 h das Haus. Bislang habe ich mich tatsächlich noch nicht überwinden können, den Wecker 20 Minuten früher zu stellen. Aber am Wochenende ist Abhyanga fester Bestandteil meines Morgenrituals. Und ich habe gemerkt, wie gut es mir tut. Durch die Massage komme ich in liebevollen Kontakt mit meinem Körper. Ich nehme mir Zeit für mich selbst und bin ganz bei mir. So achtsam bin ich im Alltag nie mit meinem Körper.

Abhyanga ist für mich ein Akt purer Selbstliebe. Regelmäßig praktiziert stärkt es die Wahrnehmung für den eignen Körper und es fällt mir leichter ihn so anzunehmen, wie er ist. 

 

Achtung: Wenn du zu viel Ama, also unverdautes im Körper hast, solltest du keine Abhyanga machen, da das das Ama noch verstärken könnte. Solltest du dir unsicher sein, konsultiere vorher einen Ayurveda-Arzt. 

 

Probiere mal aus und berichte mir doch gern von deinen Erfahrungen.

 

Stay in balance,

 

Nadine