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Newsletter 06/2022: Feuer - das ayurvedische Element

Feuer 🔥

Die Elemente zu verstehen ist aus Sicht des Ayurveda sehr wichtig, denn aus ihnen setzt sich das ganze Universum zusammen. Und da wir ein Teil des Universums sind, finden sie sich natürlich auch in uns. In einem meiner letzten Newsletter haben wir uns schon mit dem Element des äußeren Raums (Äther) beschäftigt. Diesen Monat möchte ich mir passend zum Sommer mal das Element Feuer mit dir genauer anschauen. 

Feuer heißt auf Sanskrit „tejas“ und es ist in unserem Körper für den Stoffwechsel, die Temperatur, das Sehen und das Wissen verantwortlich. Es lässt dein Agni (dein Verdauungsfeuer) brennen, damit du deine Nahrung verdauen und die Nährstoffe in deine Gewebe einbauen kannst. Das Licht, welches das Feuer mit sich bringt, macht Sehen erst möglich und es ist das Licht des Feuers in unserem Geist, das uns Wissen und Weisheit schenkt. 

 

Jedem Element ordnen wir im Ayurveda bestimmte Qualitäten zu, sogenannte Gunas. Zu verstehen, welche Qualitäten ein Element hat hilft uns, dieses auszugleichen, wenn es erhöht ist.

Im Endeffekt geht es im Ayurveda immer darum, Qualitäten auszugleichen. Unser Ziel ist es, in unserer ganz individuellen Balance zu leben. Diese Balance ist bei unserer Geburt vorhanden und bezieht sich auf die Ausprägung der Elemente in uns. Erhöht sich ein Element, gilt es dieses wieder auszugleichen und so zurück zu kommen zu unserer ursprünglichen Konstitution. Die Qualitäten des Elementes Feuer sind:

heiß, leicht, trocken, rau, subtil, fließend, scharf, klar und weich

Zeichen eines erhöhten Feuers

Gerade jetzt im Sommer, wenn viel Hitze von außen auf uns einwirkt, kann sich das Feuerelement in uns schnell erhöhen. Darum ist es wichtig, die Zeichen eines erhöhten Feuers zu erkennen. Allen voran ist es natürlich die Hitze. Wenn du merkst, dass dir ungewöhnlich heiß ist oder du sogar ein brennendes Gefühl im Körper, zum Beispiel in den Händen oder Füßen hast, dann ist dein Feuer sicher zu hoch. Auch ein vermehrtes Schwitzen und Wasserlassen kann ein Zeichen hierfür sein. Denn so versucht dein Körper die überschüssige Hitze loszuwerden. Weicher Stuhlgang bis hin zum Durchfall ist ebenfalls recht typisch, wenn dein Körperfeuer zu heiß brennt. Wird das Feuer hier nicht ein wenig reduziert, kann das in Hautrötungen und Entzündungen und in Entzündungen im ganzen Körper enden. Auch Fieber ist ein Zeichen eines erhöhten Feuers. 

 

Da Feuer das Hauptelement im Pitta-Dosha und im Agni ist, führt eine Erhöhung des Feuers zu einer Erhöhung von Pitta und Agni. Das kannst du daran bemerken, dass dein Hunger zunimmt und du dich nicht mehr ausreichend genährt fühlst. Außerdem können feurige Emotionen wie Wut und Ärger ein Thema werden.

 

Der Sommer ist die Jahreszeit des Feuers. Die Rotation der Erde um die Sonne führt zu längeren Tageslichtstunden, die Luft ist wärmer und wir fühlen uns aktiver als in den anderen Jahreszeiten. Hier liegt aber auch eine Gefahr. Denn wenn wir uns im Sommer der Feuer-Energie zu stark hingeben, können wir zu sehr überhitzen oder sogar ausbrennen. Darum ist es jetzt besonders wichtig, auf den Körper zu hören und wenn du die oben genanten Signale gesendet bekommst, auch darauf zu reagieren. Lass es langsam angehen. 

 

Und der Sommer hat noch eine weitere Besonderheit. Hast du dich schon einmal gefragt, warum du im Sommer so wenig Hunger hast? Das liegt daran, dass dein Körper versucht, dich nicht überhitzen zu lassen. Darum reguliert er dein Agni runter, welches ja viel Hitze ausstrahlt. Brennt Agni nicht heiß, haben wir wenig Hunger und verdauen auch nicht so gut. Darum ist es ganz wichtig im Sommer auf deinen Bauch zu hören. Füttere ihn nur, wenn du wirklich Hunger hast und achte darauf, dass deine Mahlzeiten leicht verdaulich sind. Wenn du wenig Hunger spürst, solltest du zum Beispiel auf Rohkost und Salat verzichten. Diese schafft dein Agni dann einfach nicht. Auch sehr kalte Mahlzeiten können dein Agni jetzt noch mehr belasten. Natürlich schmeckt das Eis im Sommer am besten und auch ich möchte nicht auf diesen Genuss verzichten. Achte einfach nur darauf, dass du es isst, wenn du wirklich Hunger spürst. 

Gleiches erhöht Gleiches, Unterschiede erzeugen Balance

Nun möchtest du natürlich auch wissen, wie du ein erhöhtes Feuer wieder ausgleichen kannst. Anstatt dir jetzt einfach alle ayurvedischen Hausmittel aufzuzählen, damit du sie abarbeitest, möchte ich dich einladen, hier mehr mit den Signalen deines Körpers und deren Verständnis zu arbeiten. Denn dann weißt du auch, wie du dein Feuer wieder ausgleichen kannst. 

 

Um ein Element auszugleichen, nutzen wir einfach immer die gegenteilige Qualität. Ist also zu viel Hitze da, braucht es Kühlung, fühlst du dich trocken, achtest du auf mehr Feuchtigkeit, sind Unruhe oder feurige Emotionen ein Thema, bedarf es Erdung. Schau dir also jedes deiner Symptome an und überlege dir, wie du sein Gegenteil erzeugen kannst.

Kühlung kannst du über Lebensmittel wie

  • Gurken
  • Zucchini
  • Wassermelone
  • Kokos

und über Gewürze wie

  • Koriander
  • Pfefferminz
  • Kardamom

erzeugen.

 

Du kannst eine Auszeit im Schatten nehmen und anstatt beim Yoga zu schwitzen, lieber eine kühlende Praxis wie Yin Yoga nutzen. Diese schenkt dir übrigens auch eine Menge Erdung. Ist Trockenheit ein Thema, hilft natürlich viel Trinken. Aber auch Feuchtigkeit in Form von Ölen innen und außen wirkt wunderbar. 

 

Ich weiß, es ist sicher einfacher, eine Liste abzuarbeiten und zu wissen, dass du jetzt alles richtig gemacht hast. Aber so erzeugst du auch eine Menge Stress und kannst dein Leben nicht mehr richtig genießen. Wenn du dich immer zu einhundert Prozent an alles halten möchtest, geht dir die Leichtigkeit verloren. Und das erhöht dann auch wieder das Feuer in dir. Wenn du dagegen immer auf das reagierst, was gerade da ist, bekommst das Ganze etwas Spielerisches und das reduziert dein Feuer und gibt dir zudem deine Selbstwirksamkeit zurück.

 

Diese Selbstwirksamkeit ist meiner Meinung nach das größte Geschenk, das uns der Ayurveda macht. 

 

Ich wünsche dir eine wundervolle Sommerzeit

 

Nadine