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Detox aus ayurvedischer Sicht

Letzte Woche habe ich dir erzählt, warum der Jahreszeitenwechsel und besonders der Wechsel von Sommer zu Herbst eine sehr sensible Zeit für Körper und Geist ist. Schau mal in meinen Artikel rein, wenn du ihn noch nicht gelesen hast. 

 

Jetzt grad sind wir im Übergang von der Pitta- zur Vata-Zeit, also vom feurigen zum kühlen Dosha. Das kann eine Menge in Ungleichgewicht bringen. Einige meiner Leser haben mir auch zurückgemeldet, dass sie das jetzt wirklich wahrnehmen können. Vor allem der Geist scheint euch Probleme zu machen. 

 

Der Wechsel der Jahreszeiten kann aber auch eine Chance sein, da wir jetzt besonders empfänglich sind für Reinigung und Entgiftung. Ich detoxe jedes Jahr im Übergang von Vata zu Kapha (ca. im Februar/März) und von Pitta zu Vata (im Oktober) und würde gern heute mit dir teilen, wie das bei mir aussieht. Aber vorab möchte ich eine Frage beantworten, die mir aktuell, da ich ja grad im Detox bin, oft gestellt wird. 

 

Warum muss ich entgiften?

Das ist tatsächlich eine Frage, die ich noch vor wenigen Jahren mit einem müden Lächeln beantwortet hätte. Ich hätte dir erklärt, dass du das gar nicht musst, weil der Körper, und hier insbesondere die Leber und Nieren, das von ganz allein tun. Wenn sie gut funktionieren, und das sagen die Laborwerte, dann ist ein zusätzliches Entgiften wollen quatsch. Und das mit den Schlacken....sowieso alles Quatsch. Wo sollen die denn sein? Die hab ich im Studium unterm Mikroskop nirgendwo gesehen. 

 

Ja, so war ich. Schulmediziner durch und durch. Und dann kam der Ayurveda zum Glück in mein Leben und hat mir ein noch viel größeres Verständnis von meinem Körper im Kontext mit der Natur gegeben, für das ich heute jeden Tag dankbar bin. 

 

Im Ayurveda gehen wir davon aus, dass alles, was wir nicht verdauen können als Ablagerungen im Körper zurück bleibt und dort wichtige Kanäle verstopft. Diese Ablagerungen werden als Ama bezeichnet, was man mit "Unverdautes" übersetzen kann. 

Eigentlich ist der Körper in der Lage Ama selbst wieder loszuwerden, wenn wir im Gleichgewicht sind und nicht zu viel Ama-produzierendes von außen zufügen. In der Welt, in der wir leben ist das aber gar nicht so einfach. Chronische Ablagerung von Ama führt längerfristig zu chronischen Erkrankungen. Daher macht es Sinn, den Körper hin und wieder mal beim Loswerden von Ama zu unterstützen. 

 

Wie entsteht Ama?

Alles, was du zu dir nimmst, muss von deinem Körper verdaut werden. Dafür ist dein Agni zuständig, dein Verdauungsfeuer. Die Nahrung wird in ihre Bestandteile zerlegt und dann vom Körper aufgenommen. Die Nährstoffe werden dann in die Gewebe eingebaut, wo sie gebraucht werden. Wenn dein Agni gut funktioniert, fällt bei diesem Vorgang so wenig Ama an, dass sich der Körper problemlos selbst entgiften kann. Das passiert vor allem nachts. Dann wird Ama in den Verdauungstrakt befördert und ausgeschieden. Lodert dein Agni aber nicht hoch genug, entsteht zu viel Ama, das der Körper dann nicht mehr los werden kann. Übrigens entsteht auch durch eine fehlende Nahrungsaufnahme, also durch Hungern, Ama. Ist Agni also bereit Nahrung aufzunehmen, und das merkst du, wenn du Hunger hast, bekommt aber nichts zu tun, führt das auch zur Bildung von Ama. 

 

Was kann Agni stören?

Generell muss man sagen, dass die Leistung von Agni von den Doshas abhängig ist. Vata und Kapha sind Doshas mit einem unsteten oder niedrigen Agni, da die gemeinsame Eigenschaft dieser beiden Doshas Kälte ist. Ist viel Pitta vorhanden, ist auch das Agni hoch. Feuer ist gut für das Feuer! Darum ist es wichtig, bei der Ernährung zu berücksichtigen, mit welchem Agni du generell ausgestattet bist. Aber das ist ein anderes Thema. 

Aber auch mit einem optimal funktionierenden Agni kann es aber zur Bildung von Ama kommen. Essen zu nicht optimaler Zeit (schau dir dazu gern meinen Artikel über Dinacharya an), zu große Portionen, schlecht gekautes, stark verarbeitetes oder sehr schwer verdauliches Essen aber auch Stress und Schlafstörungen führen zur Bildung von Ama. Auch verschiedene Lebensmittelkombinationen können vermehrt Ama bilden. Dazu erzähle ich dir ein einem der nächsten Artikel mehr. 

 

 

Wie wirst du Ama wieder los?

Die Reinigungsrituale im Ayurveda helfen dir jeden Tag, Ama aus dem Körper zu entfernen. Zungeschaben, Ölziehen, Nasenspülung, warmes Wasser am Morgen und tägliche Entleerung des Darms helfen Ama zu entfernen. 

Aber auch wenn du all das regelmäßig praktiziert, macht es Sinn, den Körper regelmäßig zu entgiften. Die Königin der Entgiftung im Ayurveda ist die Pancha Karma-Kur. Aber da die meisten nicht regelmäßig nach Indien oder Sri Lanka reisen können für so eine Kur, gibt es auch eine Möglichkeit deinen Körper zu Hause zu entgiften - den ayurvedischen Detox.

 

Mein Detox

Wenn du Ayurveda und Detox als Suchbegriffe eingibst, findest du ganz viele Empfehlungen, wie so ein ayurvedischer Detox zu Hause funktioniert. Alle sind ein wenig unterschiedlich, was nicht heißt, das sie falsch sind. 

Ich möchte hier mit dir teilen, wie ich meinen Detox gestalte. 

Ich detoxe meist 4 Wochen lang. 

Woche 1: 

Dies ist meine Vorbereitungswoche. Ich beginne damit, mich von allen Giftstoffen von außen zu verabschieden. Ich lasse Kaffee und Alkohol weg, reduziere Zucker und verzichte völlig auf verarbeitete Lebensmittel, die ich ohnehin sehr selten esse.

In dieser Woche beginne ich auch damit, mein Leben zu detoxen. Ich sortiere zum Beispiel Dinge aus, die ich nicht mehr brauche (dieses Jahr waren meine Schuhe dran), miste meine Emails aus, schaue meine Kontakte durch und trenne mich von Nummern von Menschen, die ich seit Jahren nicht mehr gesprochen habe, räume mein Laptop auf, sortiere Unterlagen und Rechnungen. Alles, was mich im Außen belastet, wird jetzt angesehen. Diese Tätigkeiten führe ich über die ganze Zeit des Detox weiter. 

Woche 2 & 3:

Jetzt ist die Zeit des Tiefergehens. Ich erhöhe in dieser Phase Schritt für Schritt die Menge des warmen Wassers am Morgen. Aktuell bin ich in Woche 3 und bei 800 ml. Das ist anfangs etwas ungewohnt morgens so viel Wasser im Bauch zu haben, darum mache ich es schrittweise. Das ganze Wasser spült den Körper gut durch. 

In dieser Zeit mache ich zudem eine Monodiät mit Kitchari. Kitchari ist sozusagen ayurvedische Schonkost. Es ist ein Gericht aus Mungdal und Reis mit gekochtem Gemüse, das besonders leicht verdaulich ist und Agni sehr wenig belastet. 

Ich habe mich entschieden nur zwei mal am Tag zu Essen, das heißt ich essen zum ersten mal gegen 12:00 h und zum zweiten mal gegen 18:00 h. Da ich körperlich viel Kapha habe, kann ich dieses intermittierende Fasten gut ab. Du musst für dich herausfinden, ob es zu dir passt. Wenn du den ganzen Morgen mit Heißhunger herum läufst, ist es nichts für dich.

Erst um 12:00 h zu Essen ist für mich optimal, da zwischen 10:00 h und 14:00 h Pitta-Zeit ist und mein Agni daher besonders hoch ist. Ich kann das Kitchari also optimal verdauen. 

Auch emotional gehe ich in dieser Phase tiefer. Ich nehme mir Zeit, mich mit meinen Zielen und Plänen zu verbinden. Ich schaue, was mir hier gut tut und was vielleicht ausgemistet werden kann. In der Meditation konzentriere ich mich darauf, bewusst bei mir einzuchecken und wahrzunehmen, wie ich mich fühle. Ich stelle mir die Frage, wie es meinem Körper geht, wie meine Energie und meine Gedanken sind. So stärke ich meine Körper-Geist-Verbindung, die für ein Leben in Balance so wichtig ist. 

Woche 4:

Rückkehr zur Normalität ist in dieser Woche das Motto. Ich ersetze eine Mahlzeit am Tag (meist das Mittagessen) wieder durch eine normale Mahlzeit. Hier achte ich aber darauf, dass ich Agni nicht zu sehr belaste. Pommes oder Pizza sind jetzt nicht die optimale Wahl. Auch Rohkost mute ich mir jetzt noch nicht zu. Als absoluter Kaffee-Junkie gönne ich mir auch jetzt hin und wieder eine Tasse Kaffee. Aber ganz bewusst!

 

Was mich im Detox unterstützt:

Ich schwöre auf Triphala während des Detox. Triphala ist eine Mischung aus drei Früchten (Haritaki, Amalaki, Bibhitaki), die die Verdauung unterstützt. Ich nutze Triphala auch so, wenn ich weiß, dass ich meinem Agni mal wieder nichts Gutes getan hab (das passiert auch mir regelmäßig, wir sind ja alle nicht perfekt), aber während des Detox nehme ich es täglich. Ich nehme Triphala übrigens als gepresste Tabletten, da ich es als Pulver nicht runter bekomme. Einfach 2 Tablette mit einem Glas Wasser vor dem Schlafengehen. 

Über den Tag trinke ich eine Tee-Mischung, die ebenfalls unterstützend auf die Verdauung wirkt:

1 Tl Kreuzkümmelsamen

1 Tl Fenchelsamen

3-4 Gewürznelken

1/2 Tl schwarze Pfefferkörner

3 Scheiben frischer Ingwer

- alles in einen Liter Wasser geben und 5-7 Minuten aufkochen, dann noch 5 Minuten bei niedriger Hitze weiter kochen. Zuletzt die Gewürze absieben und über den Tag verteil trinken. 

In meiner Sadhana (meine spirituelle Praxis) ist Kapalabhati jetzt fester Bestandteil. Kapalabhati ist ein Pranayama, also eine Atemübung, die auch als Feueratem bezeichnet wird. Es hilft, das Feuer im Körper anzuwerfen, versorget den Körper mit viel Sauerstoff, reinigt die Energiekanäle und unterstützt den Lymphabfluss. Probiere mal aus, tut unglaublich gut.

 

So, jetzt schulde ich dir noch mein Kitchari-Rezept.

 

Auch hier wirst du online ganz viele Varianten finden, wie man Kitchari am besten zubereitet. Kitchari ist ein ayurvedisches Fastengericht. Es ist super bekömmlich und leicht verdaulich. 

Für 5 Portionen brauchst du:

  • 150 g Reis (ich nehmen Basmati oder Duftreis)
  • 150 g Mung Dal
  • Gemüse nach Geschmack (Aktuell sind Wurzelgemüse wie Rote Beete, Möhren, Pastinaken, Knollensellerie, Süßkartoffeln ganz toll, da sie helfen Vata zu erden. Du kannst aber auch alles andere, was dir in die Finger fällt nutzen. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
  • Gewürze nach Geschmack (Immer dabei sind bei mir Kreuzkümmelsamen, Bockshornklee, Kurkuma und Ingwer. Dann variiere ich mit Amla, Senfsamen, Asafötida, Koriander...auch hier darfst du kreativ sein)
  • Salz
  • Wasser
  • Ghee oder Öl (Da ich vegan lebe, ist Ghee bei mir raus. Normalerweise nehmen ich Kokosöl. Da das aber kühlend wirkt, und Vata erhöht, nutze ich im Herbst-Detox Pflanzenöle, die hoch erhitzter sind, meist Rapsöl.)

Bevor es los geht, solltest du Reis und Mung Dal in Wasser einweichen. Da das Das schon geschält und halbiert ist, ist es besser verdaulich als Mungbohnen, aber auch das einweichen, machst du es deinem Agni noch leichter. Es wird empfohlen die Reis/Dal-Mischung mindestens eine halbe Stunde einzuweichen, gern auch länger. Manchmal koche ich aber so spontan, dass das nicht klappt. Dann baden die beiden einfach eine Runde zusammen, während ich das Gemüse schnippel.

 

In einem hohen Topf lässt du dass das Öl heiß werden und gibts dann die Gewürze hinzu. Mengenangaben sind bei mir schwierig, da ich eigentlich immer aus dem Bauch heraus koche. Fang einfach mit einem Tl pro Sorte an und probier dich aus. Nur mit dem Asafötida solltest du sparsamer sein. Die Gewürze brätst du dann unter rühren an. Ich gebe gern Bockshornklee hinzu, da der Anfängt zu platzen und ich durch das Geräusch dann weiß, dass es Zeit ist, die Gewürze zu löschen. Anbrenne sollten sie nämlich nicht. Wenn der Bockshornklee sich meldet, gieße ich das ganze mit Wasser (ca. 500 ml) ab. Vorsichtigst, könnte spritzen. Dann geb ich mein geschnippeltes Gemüse und die Reis/Dal-Mischung, die ich vorher abgegossen und nochmal gespült habe hinzu und lasse alles noch mal aufkochen. Dann die  Hitze runter drehen (auf meinem Induktionsherd auf 5) und das ganze einkochen lassen. Schau hin und wieder mal in den Topf, wie es um das Kitchari steht, damit es nicht anbrennt. Salzen tue ich es erst ganz zum Schluss und auch nur sparsam.  

 

Stay in balance,

 

Nadine