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108 Sonnengrüße

Hast du schonmal 108 Sonnengrüße gemacht?

Nein, ich auch nicht. In Vinyasa-inspirierten Klassen macht man vielleicht 10, wenns hoch kommt 15 Sonnengrüße verteilt auf eineinhalb Stunden. 108 ist da schon ganz was anderes.

Zur Feier der Tag-und-Nacht-Gleiche gab es Ende März in einem der Yogastudios in Mülheim, in dem ich sehr gern bin, dieses spezielle Angebot. Ganz mutig hab ich mich einfach angemeldet obwohl ich keine Vorstellung hatte, wie ich das schaffen soll. 

 

Aber warum eigentlich 108?

Die 108 ist ein spirituelle Zahl. 

  • Die Zahl 1 steht für Gott oder die höhere Wahrheit, 0 steht für die Leere und Vollständigkeit in der spirituellen Praxis und 8 steht für die Unendlichkeit.
  • Einer der wichtigsten Texte des Hinduismus sind die Upanishaden. 108 Upanishasen werden nach der hinduistischen Tradition anerkannt.
  • Das Sanskrit-Alphabet besteht aus 54 Silben, jede hat eine weibliche und eine männliche Seite, also 108.
  • Indische Götter haben 108 Namen.
  • Shivas tandava (kosmischer Tanz) besteht aus 108 Schritten.
  • Im tibetischen Buddhismus gibt es 108 Störgefühle.
  • Buddhas Lehren sind in 108 Bänden gesammelt.
  • Im Ayurveda werden 108 Marmas (Druckpunkte oder Energiefelder) beschrieben.
  • 108 Energielinien laufen im Herz-Chakra (Anahata-Chakra) zusammen.
  • Die Gebetskette im Hinduismus und Buddhismus (Mala) besteht aus 108 Perlen. In der Sikh-Tradition werden 108 Knoten an einem Wollfaden als Gebetskette benutzt.
  • Der Durchmesser der Sonne hat den 108-fachen Durchmesser der Erde. Der Abstand von der Sonne zur Erde beträgt 108 mal den Durchmesser der Sonne. Der Abstand vom Mond zur Erde beträgt 108 mal den Durchmesser des Mondes.
  • In der Astrologie gibt es 12 Tierkreiszeichen und 9 Planeten. 12 x 9 = 108
  • Die Notrufnummer in Indien war bis vor kurzem die 108.... und so könnte man wahrscheinlich noch ewig weiter machen.

Jetzt weißt du warum 108, aber als ich da so zu Beginn der Stunden auf meiner Matte saß, wusste ich nicht mehr so recht warum. Warum hab ich nochmal zu Katrin, meiner Yoga-Lehrerin gesagt, dass ich komme? Warum bilde ich mir ein, ich könnte das auch nur im Ansatz schaffen? Warum ist eigentlich 108 eine magische Zahl und nicht vielleicht 20?

 

Und dann ging es auch schon los. 

Zum Ablauf muss ich noch erklären, dass wir nicht nur stumpf 108 mal einen Sonnengruß gemacht haben, wir haben dabei auch noch Mantras gechantet. Klingt total verrückt, oder? Dachte ich auch. Wie soll man denn da überhaupt noch Luft zum Singen aufbringen?

Aber die Mantras waren dann letztlich das, was diese Erfahrung für mich so perfekt gemacht hat.

 

Aufgeteilt war das ganze in 9 Blocke, also 9 verschiedene Mantras (u.a. das Gayatri-Mantra, das Shiva-Mantra, das Lokah Samastha-Mantra, die Bijamantras, das Krishna-Mantra, das Tare-Mantra).

Einige der Mantras kannte ich, so dass das mitchanten kein Problem war. Die anderen waren so eingänglich, dass ich es rasch raus hatte einfach mitzusingen. 

 

Nach kurzer Zeit passierte etwas ganz wunderbares. Es fühlte sich an, als würde ich von den Mantras durch den Flow getragen werden.  Mein Kopf war vollkommen still, und das passiert so selten.  Du genießt es, nicht nachzudenken, einfach nur zu atmen und zu fließen. 

 

Zum ersten mal habe ich ein Gefühl dafür bekommen, was Pantanjali mit Samadhi meint, der Erfahrung der inneren Einung im hier und jetzt. 

 

Solltest du je die Möglichkeit haben irgendwo 108 Sonnengrüße zu machen, tu es!

Sei ganz unvoreingenommen.

Lass passieren was passieren will und genieße den Moment.