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Brauche ich einen Ayurveda-Arzt?

In den letzten Tagen habe ich intensiv an meinem 1:1-Coaching "Stay in balance" gearbeitet. Immer wieder habe ich mich in meine Klienten hinein versetzt und mir überlegt, was sie brauchen um ein Leben in Balance mit Hilfe des Ayurveda zu führen.

Dabei kam mir auch immer wieder die Frage in den Kopf, die mir schon ganz oft gestellt wurde: 

 

Brauche ich überhaupt einen Ayurveda-Arzt? 

 

Eigentlich kann man doch alle nötigen Informationen durch Bücher und im Internet bekommen, oder?

Reicht es nicht einen Dosha-Test online zu machen und mir dann rauszusuchen, wie ich mich ernähren soll?

Ich bin doch nicht krank, ich möchte mich nur gesund ernähren. Brauche ich dafür einen Arzt?

 

Ich denke, wenn du wirklich mit Hilfe des Ayurveda für deine Gesundheit erreichen möchtest, brauchst du Unterstützung von einem Experten. Warum? Darauf möchte ich anhand der Fragen, die ich oben aufgeschrieben habe, mal eingehen.

 

Bekomme ich alle nötigen Informationen auch ohne Arzt?

Ich finde die Entwicklung, dass so viel über Ayurveda geschrieben wird, und es so für die breite Masse zugänglich gemacht wird, wunderschön. So erfährt der Ayurveda eine Aufmerksamkeit, die dringend nötig ist, um ihn aus der verstaubten Eso-Ecke im Buchladen herauszuholen. Aber letztlich ist es auch hier so wie mit allem im Netz. Du erhältst ungefiltert Informationen, die niemand auf ihre Richtigkeit prüft. Jeder kann etwas über Ayurveda schreiben, egal ob er sich wirklich auskennt oder nicht. Und wir können nicht prüfen, ob das Geschriebene richtig ist. Darum wird sehr viel verbreitet, immer wieder kopiert und weitererzählt, was nicht hundertprozentig den Tatsachen entspricht. 

Mein liebstes Beispiel hierfür ist Porridge. Überall hörst du, dass du am Besten nur noch Porridge zum Frühstück essen sollst. Das sei das perfekte Frühstück laut Ayurveda! Hast du auch schon gehört, oder? 

Die Teilnehmer meines Migräne-Onlineprogramms waren ganz erstaunt, als sie in der Lektion über die optimale Ernährung aus ayurvedischer Sicht gelernt haben, dass das so gar nicht stimmt. Da musste ich erstmal in einem Facebook-Live mit diesem Vorurteil aufräumen und alternative Frühstücksideen geben.

Warum stimmt das nicht? Zu allererst mal, kann man im Ayurveda nicht pauschal jedem überhaupt empfehlen zu frühstücken. Es gibt einigen Menschen und Konstellationen, für die Frühstücken eher kontraproduktiv ist. 

Warm frühstücken macht zwar Sinn, da es dein Agni (Verdauungsfeuer) so leichter hat, die Nahrung zu verdauen, da es sie nicht erst auf Körpertemperatur bringen, also kochen muss, aber Porridge kann gar nicht jeder gut vertragen.

Wenn du eine eher träge Verdauung hast, kann Porridge eher schwierig sein. Und wenn du zu Kapha-Symptomen (Probleme der Atemwege) neigst, ist es vielleicht sogar schädlich. Warum? Das hat zwei Gründe. Der erste ist die Milch! Milch wirkt aus ayurvedischer Sicht schleimbildend und verstärkt so die Neigung zu Verschleimung, die Kapha ohnehin schon hat. Jetzt könntest du ja einfach Pflanzenmilch nehmen, oder? Das wäre zwar besser, bleibt aber noch der 2. Grund. Nahrung, die aus sich heraus sehr schleimig ist, und das ist Porridge definitiv, führt zur Verstopfung der Srotas in deinem Körper. Srotas sind Kanäle, die in deinem Körper dem Transport von Stoffen dienen. Es gibt Srotas für Atem, Wasser und Nahrung, Srotas, die den Körper mit Energie versorgen und Srotas, die für den Abtransport von Abfallstoffen zuständig sind. Sind diese verstopft, kann das negative Folgen für die Gesundheit haben. 

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass du nie wieder Porridge essen darfst, du solltest nur wissen, ob und wann du dir damit etwas Gutes oder Schlechtes tust. 

Du siehts also, pauschale Empfehlungen aus dem Internet sind nicht immer optimal. Im Ayurveda betrachten wir jeden Menschen ganz individuell. Jeder braucht und verträgt etwas anderes und was das ist, ist allein garnicht so leicht herauszufinden. 

 

Reicht es nicht einen Dosha-Test online zu machen?

Ein definitives Nein! Ein Online-Test kann dir eine Idee geben, welche Bioenergie grad in dir vorherrscht, aber das war es dann auch schon. Die Zusammensetzung der Energien in dir ist sehr variabel. So viele Dinge haben darauf Einfluss. Die Tageszeit, die Jahreszeit und der Lebensabschnitt, in dem du dich grade befindest. Alles wird von den Bioenergien beeinflusst. Du wirst zwar mit einer ganz individuellen Konstitution (dem Prakriti) geboren, aber direkt nach der Geburt beginnt sie sich zu verändern. Das ist ganz normal und hat noch keinen Krankheitswert. Erst wenn sich aus einem Ungleichgewicht eine Krankheit entwickelt, spricht man im Ayurveda überhaupt von Dosha, und dann wird es auch wirklich wichtig, die aktuelle Konstitution (dein Vikruti) zu kennen, weil sich darauf die Behandlung stützt. Die Geburtskonstitution zu bestimmen ist unglaublich komplex und kann nie durch einen Test im Internet möglich sein. Die aktuelle Konstitution ist wandelbar und darum auch gar nicht so relevant. 

Jetzt könntest du natürlich fragen, warum nicht? Es wird doch überall empfohlen, du sollst dich nach deinem Dosha ernähren. Da wären wir wieder bei der vorherigen Frage. Da sich das Gleichgewicht der Bioenergien in dir ständig verändert, müsstest du somit vor jeder Malzeit einen neuen Dosha-Test machen um ganz sicher zu sein, dass du das Geplante auch essen darfst. So kompliziert ist das aber gar nicht. Wenn du dich an ein paar einfache Empfehlungen hälst, ist alles gut (dazu in einem meiner kommenden Artikel mehr). 

Erst wenn es wirklich darum geht, eine Krankheit zu behandeln, wird es relevant, was und wie du isst. Aber das sollest du dann wirklich einem Profi überlassen. Würdest du aus schulmedizinischer Sicht ja auch tun, oder?

 

Brauche ich auch einen Arzt, wenn ich nicht krank bin?

Wenn du etwas für deine Gesundheit tun möchtest, bevor du krank wirst würde ich sagen ja! Im Ayurveda wird Gesundheit nämlich als ein Zustand der völligen Harmonie von Körper, Geist und Seele und nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit definiert. 

Man kann die Menschen sozusagen in 4 Typen aufteilen. 

1. völlig gesund

2. nur hin und wieder ein kleines Problem (z.B. Verdauungsprobleme, Hautprobleme)

3. manifeste Krankheit

4. schwere, chronische Krankheit. 

Auch wenn es dir eigentlich gut geht, du dich nicht krank fühlst, kann Ayurveda sehr sinnvoll sein. In dieser Situation geht es nämlich um Prävention, also um die Vorbeugung. Hier kannst du vermeiden, überhaupt krank zu werden. Auch wenn schon kleinere Probleme da sind, kannst du mit Hilfe des Ayurveda verhindern, dass sich daraus eine manifeste Krankheit entwickelt. Spätestens in der Stufe der manifesten Erkrankung solltest du dir aber Unterstützung von einem Arzt holen. 

Und mal ehrlich, völlig gesund ist doch keiner von uns, oder? Jeder hat doch hin und wieder mal ein Problem. Und nach der Lehre des Ayurveda befindest du dich bereits mit den ersten bleibenden Symptomen in der 2. Phase der Krankheitsentstehung. Besser also du holst dir jetzt schon Hilfe, als abzuwarten, dass es schlimmer wird. 

 

So, ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht vollkommen desillusioniert was deinen Ayurveda-Weg angeht. Es war mir einfach nur mal wichtig, klar zu machen, dass es sinnvoll sein kann, sich Unterstützung zu holen. Trotzdem glaube ich fest daran, dass es besser ist, überhaupt etwas zu machen, als gar nichts. Lieber du praktizierst Ayurveda mit Hilfe eines Buches, als überhaupt nicht.

Aber wenn du merkst, dass du nicht weiter kommst, ist es vielleicht an der Zeit dir Hilfe zu holen. 

Und zum Glück funktioniert Ayurveda nicht so wie die westliche Medizin. Der Ayurveda-Arzt begleitet dich zwar auf deinem Weg, aber der Handelnde bleibst du!

 

Hast du Fragen zu diesem Thema? Dann meld dich unglaublich gern bei mir. 

 

Stay in balance,

 

Nadine