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Ahimsa - Gewaltlosigkeit leben

Der Yoga-Weg beginnt für die meisten mit Yoga als Sport. Auf der Suche nach einer körperlichen Praxis gegen Beschwerden oder zum Abnehmen landet man irgendwann auf der Matte. Yoga ist mittlerweile zum Trend geworden. Früher wurde ich noch dafür belächelt, wenn ich erzählt habe, dass ich Yoga mache. Heute ist die Akzeptanz deutlich größer.

Irgendwann auf dem Weg entwickelt sich der Wunsch mehr zu wissen, zu verstehen, was Yoga eigentlich wirklich ist. Es ist der Zeitpunkt des Erwachens, du wirst zum Suchenden und öffnest dich für ein größeres Ganzes. 

Viele sagen erst an dieser Stelle beginnt der Weg des Yoga. Für mich beginnt er mit dem Moment, wo du beginnst Yoga zu üben. Es ist zwar noch keine bewusste Entscheidung, aber Yoga wirkt auch schon hier. 

Mein Erwachen begann mit den Yoga-Sutras von Patanjali.

 

Was sind die Yoga-Sutras und wer ist eigentlich dieser Patanjali?

 

Patanjali ist der Autor der Yoga-Sutras, einer der wichtigsten Schriften des Yoga. Über ihn ist eigentlich nichts bekannt. Man vermutet, dass er zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. gelebt haben muss. 

Das Wort Sutra kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Faden. Man kann die Yoga-Sutras somit als Leitfaden des Yoga sehen. Es besteht aus 195 kurzen Versen in vier Kapiteln. 

Patanjali stellt Yoga hier als achtgliedrigen Pfad dar.

 

Die 8 Glieder sind:

 

Yama (Moral und Ethik)
Niyama (Selbstdisziplin)

Asana (Yogastellung)

Pranayama (die Kontrolle des Atems)

Pratyahara (Kontrolle der Sinns)

Dharana (Konzentration)

Dhyana (Meditation)

Samadhi (Verwirklichung des höheren Selbst)

 

Zusammen bilden die acht Glieder eine Einheit. Sie sind keine Stufen, die einzeln abgearbeitet werden sondern wirken zusammen, ganzheitlich mit dem Ziel von Samadhi, der Verwirklichung des höheren Selbst. Jetzt weißt du auch, woher der Name meines Blogs kommt. 

 

Was sind Yamas? 

 

Yama bedeutet übersetzt Enthaltung oder Selbstkontrolle. Ließt man sie zum ersten mal, könnte man ein wenig an die Gebote aus der Bibel erinnert werden. Du sollst nicht stehlen, töten, lügen...alles findet sich hier wieder. Doch die Yamas sind viel mehr als ein erhobener Zeigefinger. Patanjali sieht sie als ein Übungsweg für gutes Handeln.

 

Was bedeutet Ahimsa?

 

Ahimsa ist das erste und für mich mit das wichtigste Yama. Es bedeutet soviel wie "Nichtverletzen" oder "Gewaltlosigkeit".  Das klingt auf den ersten Blick ja ganz einfach. Wer von uns übt schon ständig Gewalt aus und verletzt andere Menschen? Es geht hier aber nicht nur um die rein körperliche Gewalt, die wir mit unseren Händen anderen antun können.

Gewalt und Verletzung kann auch verbal geschehen, nicht nur gegen andere, auch gegen uns selbst. Ahimsa soll uns leeren, alles destruktive aus unserem Leben zu verbannen. Der erste Schritt dahin ist es erstmal, das zu erkennen. Wie oft am Tag denken wir schlecht von anderen, sind nicht nett, weil wir genervt sind oder beschimpfen uns selbst in Gedanken? Das passiert meist ganz automatisch. Ahimsa bedeutet sich seiner Gedanken und Taten bewusst zu werden. 

 

Ahimsa und Veganismus 

 

Vor einiger Zeit habe ich einen Artikel darüber geschrieben, ob Yogis vegan leben müssen. Da Ahimsa Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen bedeutet, schließt das die Tiere natürlich auch ein. Jeder muss letztlich für sich entscheiden, wie er damit umgeht. Ich verurteile niemanden, denn auch das ist Ahimsa. Für mich selbst schließt Ahimsa auf jeden Fall einen veganen Lebensstil ein. Wie könnte man von sich sagen, dass man gewaltlos lebt, wenn man weiß, was unseren sogenannten Nutztieren tagtäglich für Leid angetan wird? Veganismus ist die Ernährungsform, die aus sich heraus am wenigsten Leid erzeugt. 

 

Ahimsa und unsere Umwelt

 

Wir haben nur diese eine Welt auf der wir leben. Ihr Gewalt anzutun bedeutet unseren Lebensraum zu zerstören. Darum bedeutet Ahimsa für mich auch rücksichtsvoll mit unserer Umwelt umzugehen. Wann immer möglich achte ich darauf kein Verpackungsmaterial zu verwenden, nicht online zu bestellen, möglichst regional einzukaufen, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Meinen Spritfresser habe ich deswegen vor einiger Zeit auch gegen ein deutlich rationaleres Auto eingetauscht. 

 

Ahimsa und Fair Trade

 

Fast Fashion ist ein schrecklicher Trend bei uns. Die Klamotten müssen möglichst billig sein, werden nur ein paar mal getragen und vergammeln dann im Schrank oder werden einfach weggeschmissen. Das ist nicht nur ganz gruselig im Hinblick auf die Umwelt. So billige Klamotten herzustellen kann nur auf Kosten der Menschen gehen, die sie produzieren. In großen Fabriken arbeiten Menschen unter unmenschlichen Bedingungen für Hungerlöhne und gefährden ihre Gesundheit. Für mich bedeutet Ahimsa nur fair produzierte Kleidung neu zu kaufen. 

Ich weiß, das kann manchmal ganz schön teuer sein, vor allem, wenn man nicht so viel verdient oder eine ganze Familie mit einem Gehalt durchfüttern muss. Eine schöne Alternative für mich ist Second Hand. Schau doch einfach mal auf einem Flohmarkt vorbei, nimm dir etwas Zeit und stöbere in den Klamotten. Ich finde immer wieder tolle Teile auf dem Flohmarkt und für mich ist auch nichts dabei Dinge zu tragen, die ein anderer vor mir schon getragen hat.  Das Kleid auf dem Foto hab ich übrigens erst heute auf dem Flohmarkt gefunden. 

 

Ahimsa im Alltag

 

Beobachte dich doch mal einen Tag lang in welchen Situationen du im Leben Gewalt anwendest. Wie oft fluchst du, bist grundlos unfreundlich zu jemandem, fährst aus der Haut, lästerst über andere oder wertest sie in Gedanken ab? Und wie oft tust du das mit dir selbst? Auch das ist Gewalt. Übe dich darin solche Situationen bewusst wahrzunehmen und dir zu überlegen, warum du so gehandelt hast.  Was war deine Intention, wollest du wirklich verletzen? Je öfter du dir klar wirst was und warum du es tust, desto seltener werden diese Situationen. 

Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich völlig frei davon bin, aber seit ich mir dem Konzept von Ahimsa bewusst bin und achtsam mit meinem Umfeld umgehe ist es schon viel besser geworden. 

 

Ahimsa ist eine innere Einstellung, die bei dir beginnt und wenn du sie lebst in deinem Leben und im Leben anderer ganz viel gutes bewirkt.

 

Ahimsa bedeutet Mitgefühl für alle Lebewesen. 

 

Es gibt ein wundervolles Mantra, das für mich der Inbegriffs von Ahimsa ist:

 

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu - mögen alle Lebewesen Glück und Harmonie erfahren.

 

In diesem Sinne,

 

Namaste

 

deine Nadine 

 

 

PS: der Turnbeutel auf dem Foto ist übrigens von Róka -fair clothing. Ich finde ihn toll und er ist ein super Statement. *Werbung ohne Auftrag